

UN-Generalsekretär verurteilt "vielleicht grausamste Phase" des Gaza-Konflikts
Angesichts der humanitären Situation im Gazastreifen hat UN-Generalsekretär António Guterres die Grausamkeit des Konflikts hervorgehoben. "Die Palästinenser im Gazastreifen durchleben die vielleicht grausamste Phase dieses grausamen Konflikts", erklärte Guterres am Freitag. Indes meldete der Zivilschutz in dem Palästinensergebiet 16 Tote bei israelischen Angriffen. Der Chef der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, rief Israel zu "Gnade" auf.
Im Gazastreifen drohe eine Hungersnot, warnte Guterres. "Die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens steht vor dem Risiko einer Hungersnot." Zugleich intensiviere Israel seine Militäroffensive mit "einem grauenhaften Maß an Tod und Zerstörung", erklärte der UN-Generalsekretär und forderte Israel auf, humanitäre Hilfslieferungen in den Küstenstreifen zu erlauben. "Als Besatzungsmacht muss (Israel) die benötigten Hilfslieferungen erlauben und erleichtern."
Indes meldete der von der radikalislamischen Hamas kontrollierte Zivilschutz im Gazastreifen mindestens 16 Tote bei israelischen Angriffen. Bei den Angriffen besonders im Zentrum und Süden des Gebiets seien zudem dutzende Menschen verletzt worden, sagte der Sprecher des Zivilschutzes, Mohammed al-Mughajjir, der Nachrichtenagentur AFP. Bei israelischen Drohnenangriffen auf das Al-Auda Krankenhaus im Norden des Gazastreifens wurden zudem nach Angaben des Krankenhauses drei Mitarbeiter verletzt.
Die israelische Armee erklärte, am Vortag "Militäranlagen, Waffenlager und Scharfschützenposten" angegriffen zu haben. Die Luftwaffe habe zudem "mehr als 75 Terrorziele" attackiert.
Am Donnerstag hatte WHO-Chef Tedros Israel unter Tränen dazu aufgerufen, Gnade im Gazastreifen walten zu lassen. "Ich frage, ob Sie Gnade walten lassen können", sagte er an Israel gerichtet. "Es ist gut für Sie und für die Palästinenser. Es ist gut für die Menschheit." Er selbst, der in der Vergangenheit häufiger über sein Aufwachsen im kriegszerrütteten Äthiopien gesprochen hatte, "fühle, wie sich die Menschen im Gazastreifen in diesem Moment fühlen." Ein Friedensaufruf sei auch im besten Interesse Israels, da der Krieg auch Israel schade.
Am vergangenen Montag waren erstmals nach mehr als elf Wochen israelischer Blockade rund zehn Lastwagen mit Hilfsgütern in den Küstenstreifen gelangt. Am Donnerstag trafen nach israelischen Angaben 107 Lieferwagen mit Hilfsmitteln ein. Das UN-Welternährungsprogramm (WFP) erklärte, dass in der Nacht 15 UN-Lastwagen im südlichen Gazastreifen geplündert worden seien. Mittlerweile gelangten die Hilfslieferungen zu der palästinensischen Bevölkerung, es gehe jedoch nicht schnell genug.
Der Gazakrieg war durch den Großangriff der Hamas und mit ihr verbündeter Kämpfer auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden, bei dem nach israelischen Angaben rund 1200 Menschen getötet worden waren. 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 53.800 Menschen getötet.
T.Ludwig--VZ