Nach Machtwechsel: Bolivien verkündet Rückkehr der US-Antidrogenbehörde in das Land
Boliviens Drogenbeauftragter Ernesto Justiniano hat die Rückkehr der 2008 ausgewiesenen US-Antidrogenbehörde DEA in das südamerikanische Land angekündigt. Die US-Behörde werde "sehr bald zurückkehren, weil es eine politische Verpflichtung gibt", sagte Justiniano in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. Einer der wichtigsten Beiträge der DEA werde die Wiederaufnahme des Austausches von Informationen sein.
"Die internationale Zusammenarbeit ist von grundlegender Bedeutung", sagte Justiniano. Er forderte eine engere Zusammenarbeit mit den USA, aber auch mit den Ländern der Region sowie mit Europa.
"Alle, die mit uns zusammenarbeiten möchten, sind willkommen, und wir werden mit der ganzen Welt zusammenarbeiten", fügte der Drogenbeauftragte hinzu. "Wir werden kein isoliertes Land mehr sein, kein Land, das sich nur mit sich selbst beschäftigt und nur aus politischer Notwendigkeit handelt."
Justiniano gehört dem Lager des neuen Präsidenten Rodrigo Paz an, der das Amt Anfang November angetreten hatte. Mit der Übernahme des wirtschaftsfreundlichen Christdemokraten endete eine 20-jährige Ära linksgerichteter Regierungen in dem südamerikanischen Land. Paz verkündete die Öffnung seines Landes und nahm die vor fast 20 Jahren von dem linksgerichteten Staatschef Evo Morales abgebrochenen Beziehungen zu den USA wieder auf.
Auch die DEA ist seit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen beider Länder im Jahr 2008 nicht mehr in Bolivien präsent. Der Machtwechsel hat nun den Weg für eine Rückkehr der Behörde geebnet. Die neue Regierung hat angekündigt, entschlossen gegen den Koka-Anbau und die Drogenkartelle vorzugehen
Bolivien ist nach UN-Angaben nach Kolumbien und Peru der drittgrößte Kokainproduzent weltweit. Justiniano sprach gegenüber AFP von "alarmierenden" Zahlen.
Die jährliche Produktion der Droge könne heute "etwa 300 Tonnen" betragen, warnte er. Während früher 345 Kilogramm Koka-Blätter erforderlich gewesen seien, um ein Kilogramm Kokain herzustellen, seien es heute aufgrund modernerer Verfahren nur noch 140 bis 160 Kilo. Mit einem Hektar illegalem Koka-Anbau lässt sich demnach "mehr als doppelt so viel Kokain produzieren wie vor 20 Jahren".
O.Friedrich--VZ